Elly über Jonas
Ein Stern ist vom Himmel auf die Erde gefallen!
Fiebernd wartete ich auf die Nachricht der Entbindung. Als mich meine Freundin dann endlich vom Krankenhaus aus anrief und mir mitteilte, dass sie entbunden hat und es ein Junge ist, freute ich mich riesig für die kleine Familie, denn sie hatte sich so sehr auf ihr erstes Kind gefreut. Dann sagte sie weiter mit weinender, verzweifelter Stimme, dass ihr kleiner Junge „nicht gesund” sei und das Down-Syndrom hat, war ich schockiert und wusste überhaupt nicht, was ich sagen sollte. Was sagt man einer frischgebackenen Mama um sie in so einem Fall zu trösten? Bestimmt nicht: „Ist doch nicht so schlimm, sei froh, dass dein kleiner Bub nicht noch mehr behindert ist!” Denn niemand hat sich vorher mit der Diagnose „Down Syndrom” beschäftigt und es ist sicherlich für jede Mutter schlimm, wenn sie erfährt, dass ihr Kind „so was” hat.
Erst viel später im Leben erfährt man, dass es sogar ein Segen sein kann, so ein Sonnenschein-Kind zu haben. Denn der Jonas, wie er schließlich getauft wurde, hat sich prächtig entwickelt und wurde von Anfang an mit allen erdenklichen Möglichkeiten gefördert. Meine Freundin entwickelte wie immer, ungeahnte Energie um an Informationen über das „Down Syndrom” zu gelangen und überlegte sich dann auch selbst, wie sie dem Jonas helfen könnte, in der Welt besser zurecht zu kommen und sich als kleiner Mensch verständlich zu machen. Es fing damit an, dass sie, als er noch nicht sprechen konnte (diese Kinder lernen alles später und brauchen etwas länger, hab ich erfahren) die Speisen und Getränke fotografierte und dann mit dem Laminiergerät in Folie geschweißt, die Fotos ausgeschnitten und an den Kühlschrank geklebt hat, genau in Sichthöhe von Jonas und er mit dem Finger zeigen konnte, was er meint. Das hab’ ich total genial gefunden! Hut ab, auf so was muß man erst mal kommen!! Aber damit nicht genug, sie hat alle möglichen Bücher gelesen, schließlich eine Selbsthilfegruppe „Down Syndrom” gegründet und unermüdlich für die maximale Weiterentwicklung von Jonas gesorgt.
Heute geht Jonas in die Schule, hat ein Schwesterchen bekommen und ist ein richtiger Sonnenschein. Er ist es, der die Besucher der Familie als erster an der Haustür mit einem unbeschreiblichen, herzerwärmenden Lächeln begrüßt. Und als er mal unser Auto vor der Haustüre stehen sah und den Auspuff nicht gefunden hat, war er sofort ganz aus dem Häuschen und dann aber total erleichtert, dass der Auspuff doch vorhanden war, halt nur auf der anderen Seite. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es ein Segen ist, ein Kind mit „Down Syndrom” in der Familie zu haben. Mir kommt es wirklich vor, als ob mit Jonas ein Stern vom Himmel auf die Erde gefallen ist und uns Menschen unermüdlich anlächelt/anleuchtet. Um uns zu zeigen, wie schön das Leben sein kann und um auch uns ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, wenn man in sein Sonnenscheingesicht schaut.